Auf der Suche nach Gigs - wer kennt es nicht. Das unselige, ich vermiete mein Lokal, bring Leute mit. Pay to play und mach Dir auch noch die Werbung selbst. Ein treffender Artikel von Dave Goldberg erscheint mir hier wichtig genug um ihn zu übersetzen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich von Dave Goldberg
veröffentlich
(hier der Link zum Originalartikel http://www.scribd.com/doc/78468650/La-Club-Owners#source:facebook
)
Übersetzung: Heidi Bobal
Warum LA Live Musik Club Besitzer total verloren sind und
ein guter Rat für sie von einem Profi-Musiker
In letzter Zeit, wenn ich mich nach Gigs umsehe, merke ich, wie
viele Clubs nur noch wenig oder gar keine Gage anbieten. Naja, die
Wirtschaftslage ist schlecht, also verstehe ich das ein bisschen. Es ist aber
auch so, dass Musiker nicht nur für wenig Kompensation spielen sollen, es wird
auch noch erwartet, dass sie den Club promoten sollen. Die Anforderung ist
nicht nur für lau eine tolle Performance abzuliefern sondern auch noch
massenhaft Leute mitzubringen um die Clubs zu füllen. Die Verantwortung für die
Bewerbung des Clubs wird von den Besitzern auf die Musiker abgewälzt.
Letztens sagt also die Besitzerin einer Wein Bar zu mir,
dass sie unsere Musik toll findet und uns
sehr gerne buchen würde. Sie fährt fort, für uns als Trio würde sie 75 $
bezahlen. 75 $, das war mal ein schlecht bezahlter Gig pro Person, aber 75 $
für drei Personen – ein Witz oder? Nein, sie meint es ernst. Das war aber noch
nicht alles. Sie sagt als nächstes, wir müssten mindestens 25 Leute mitbringen.
Sie bietet keine extra Gage wenn wir diese 25 Leute mitbringen. Eigentlich
müsste ich ihr ins Gesicht lachen; es war aber nicht das erste Mal, dass ich
mit solchen Angeboten und Anforderungen konfrontiert war. Gibt es Musiker, die
auf solche Angebote einsteigen? Ja, gibt es. Sie sind so verzweifelt auf der
Suche nach Gigs, dass sie alles tun würden. Aber denken wir doch mal genauer
drüber nach.
Wenn ich zum Beispiel dem Besitzer der Wein Bar sagen würde –
he, ich habe eine tolle Band und wir spielen einen Gig bei mir zuhause. Ich
brauch wen, der die Getränke bringt und während der Show Wein ausschenkt. Ich
kann nicht viel zahlen, aber ich gebe Dir 75 $, und Du musst 25 Leute
mitbringen, die 10 $ Eintritt zahlen wollen. Würden die Barbesitzer nicht denken
dass ich verrückt geworden bin? „Warum sollte ich das tun?“ würden sie fragen. Naja
– es ist eine tolle Werbung für Dich und Deine Wein Bar, nicht? Alle Leute da
würden sehen wie toll Du Wein ausschenkst und wie gut der Wein schmeckt. Dann
würden sie auch mal in Deine Bar kommen.
„Aber ich habe alle Leute selbst mitgebracht – ich kenne sie
alle schon.“ würden sie sagen.
Ja, du könntest ja tolle Flyer machen lassen und sie
verteilen, vielleicht kommen ja dann Leute, die Dich noch nicht kennen. „Ja aber Du zahlst ja nur 75 $, wie kann ich
mir da noch Flyer leisten?“
Klingt absurd oder nicht? Aber es gibt genügend Musiker, die
es tun, und deswegen gibt es auch immer mehr Club Besitzer, die es von den
Bands verlangen. Klingt wie ein guter Deal für die Location oder? Sie bekommen
tolle Musik und haben Leute im Club und müssen dafür wenig bis gar nichts
bezahlen. Was sie aber nicht bedenken ist dass das alles NICHT in ihrem
Interesse sein kann!
Ein Restaurant, eine Bar oder einen Club führen ist harte
Arbeit. Der Besitzer geht ein Risiko ein. Er muss sich einen Ruf und ein treues
Publikum aufbauen, Leute die gerne wiederkommen, weil sie etwas Besonderes
geboten bekommen. Wenn man gutes Essen anbieten will, dann engagiert man sich
einen guten Koch. Wenn man etwas Besonderes an Dekor bieten will, dann heuert
man einen tollen Innendekorateur. Man erwartet sich von den Professionalisten,
dass sie ihren Job gut machen und das beste Ergebnis liefern. Das gleiche
sollte für die Band gelten. Wenn man gute Musik anbieten will, dann engagiert
man eine gute Band. Und das ist alles, was man von der Band erwarten sollte.
Gute Musik ist ein Angebot der Location, genauso wie gutes Essen oder gute
Getränke.
Wenn ich ein Lokal aufmache, muss ich es vermarkten. Ich
kann nicht erwarten, dass ich nur aufsperre und die Leute kommen schon von
selber bei der Tür rein. Dazu braucht es eine professionelle Verkaufsstrategie.
Will man diese wichtige Aufgabe wirklich den Bands überlassen? Das ist doch die
Aufgabe des Besitzers – seine Existenz hängt da dran, nicht die des Musikers.
Der Musiker spielt einfach das nächste Mal in einem anderen Club. Ich habe in
Clubs gespielt, wo aus irgendeinem Grund am Samstag Abend nur ein paar Leute
reingekommen sind. Der Clubbesitzer war zornig auf mich, und fragt mich, wo
sind die Leute? Also ich dreh das um und frag ihn wo die Leute sind? Warum beunruhigt
es ihn nicht, dass so wenige Leute in seinem Lokal sind? Was tut er dagegen? Die
Antwort ist meistens, ich suche mir Bands, die mehr Leute mitbringen …
Die professionellen Bands werden also gegen Bands mit mehr Anhang
ausgetauscht.
Eddie der Mechaniker, der die ganze Woche Autos repariert
hat spielt auch Gitarre, nicht besonders gut, aber er probt ja einmal die Woche
mit Doktor Drummer, Bankier Bass und Verkäufer Sänger. Normalerweise trinken
sie Bier und proben dazwischen ein paar Songs in Eddies Garage, aber diese
Woche haben sie eine Kleinanzeige beantwortet und einen Gig aufgerissen. Sie
klingen zwar nicht so toll, aber sie haben jede Menge Arbeitskollegen und
Kunden, und nachdem jeder von denen einen Flyer bekommen und eine Woche lang „kommst
Du eh zu meinem Gig“ gehört hat, kommen auch eine Menge Leute am Samstag Abend
in die Bar um sich das Konzert anzuhören. Also für den Clubbesitzer – Mission erfüllt,
der Laden ist voll.
Aber das ist jetzt das, was der Besitzer nicht versteht. Die
Leute kommen wegen der Band, nicht wegen der Bar. Am nächsten Abend muss der
Besitzer alles ganz von vorne anfangen.
Und noch dazu hat er die Leute, die angefangen haben, wegen
seinem Club zu kommen abgetörnt, indem er ihnen eine schlechte Band vorgesetzt
hat … Das Ziel sollte eigentlich sein, eine Fangemeinschaft für das Lokal
aufzubauen. Leute zum Wiederkommen zu bewegen, weil sie wissen, dass es hier
immer gute Musik gibt. Stattdessen hat der Besitzer den Ruf des Lokals
beschädigt für eine Abkürzung, die in eine Sackgasse führt.
Ich glaube wir Musiker sollten uns wehren. Ja, man kann wütend
werden, und man kann glauben, dass man die Welt ändert wenn man allen Musikern
sagt, spielt keine solchen Gigs mehr. Das wird aber nie passieren. Was man aber
tun kann und soll ist mit den Besitzern zu sprechen. Ihnen erklären, dass es
nicht in ihrem Interesse ist ihr Geschäft so zu führen. Zu viel steht für den
Clubbesitzer auf dem Spiel. Wenn er denkt dass es für die Zielgruppe seines
Lokals wichtig ist, dass Livemusik angeboten wird, dann müssen sie
professionell agieren und Qualität anbieten.
Wenn man einen Lokalbesitzer fragen würde, was denn die
Zielgruppe seines Lokals ist, dann wird er kaum sagen, „die Fans und Familien der
Bands“. Er vermarktet seinen Club aber genau so, als ob es das wäre. Ein
Inserat, das ich kürzlich gelesen habe, lautete: „ … Beverly Hills Club sucht
energiegeladene Jazzmusik. Wenn Ihr Euch angesprochen fühlt und eine Menge Leute zieht, dann stelle ich Euch auf
die Bühne … „
Die Logik dahinter ist, ich suche Jazzmusiker, die jede
Mange Leute in Beverly Hills kennen, und diese Leute können auch viel Geld
ausgeben. Zwei ziemlich unwahrscheinliche Voraussetzungen. Viel Glück damit! Und
selbst wenn der Besitzer solche Bands findet, wird er sie für jeden Abend
finden? Die Freunde und Familien von Musikern gehen nicht jeden Abend zu den
Gigs. Sie können das gar nicht. Würde man vom Koch erwarten, dass seine Freunde
und Familie jeden Abend im Lokal essen gehen? Erwartet man die Freunde der
Tellerwäscher, Kellner und Barkeeper jeden Abend? Ist die Familie des
Clubbesitzers jeden Abend da und bezahlt Eintritt? Wenn man das Argument umlegt
auf andere als die Bands wird es vollkommen absurd.
Ich habe begonnen, mit Barbesitzern darüber zu diskutieren.
Es begann nach einer tollen Nacht in LA. Wir haben einen Deal, dass wir
Prozente vom Eintritt bekommen. Es waren etwa 50 Leute da, für den kleinen Club
ein toller Schnitt. Ich gehe also zum Besitzer um meine Gage abzuholen und
hoffe, für einen nächsten Gig gebucht zu werden.
Der Besitzer ist böse auf uns: „Wo sind Eure Leute
geblieben? Die Leute, die da waren habe ich alle gebracht. Die sind alle von
dem Speed-Dating übrig geblieben, das vor Eurem Gig stattgefunden hat.“ Ich sage ihm also, dass diese Leute alle
dageblieben sind und noch zwei Stunden nach Ende des Speed-Datings der Musik
zugehört haben. 2 Stunden mehr Getränkeverkauf an der Bar also, weil ohne
unsere Musik hätte er ein leeres Lokal gehabt, in dem nichts los ist. Er ist
aber einfach nur böse, weil wir nicht mit einem ganzen Gefolge angetanzt sind.
Ist böse, dass wir ihm zwei Stunden lang die Leute im Lokal gehalten haben.
Während wir diskutieren kommt eine Gruppe von Leuten zu uns
rüber und sagt: “He ihr spielt toll! Wann seid ihr wieder hier?“ Der
Clubbesitzer sagt, die kommen nicht mehr, sie haben niemanden mitgebracht …
An dem Abend ging ich ziemlich angepisst nachhause, und dann
habe ich mich hingesetzt und dem Besitzer eine email geschickt. Es stand so
ziemlich das drin, was hier zu lesen ist. Nach einer Menge Beschimpfungen die
hin und hergegangen sind, gab er letztendlich zu, dass ich wohl recht hatte und
das Sinn macht, was ich schreibe. ABER: „ …das ist nicht wie Clubs in LA
funktionieren, Bruder! Ich kann ein Inserat schalten und finde genügend Bands,
die alles tun um bei mir zu spielen.“
Es ist fast zwei Jahre her seit diesem Emailverkehr. Ich
rief vor kurzem seine Nummer an, aber die existiert nicht mehr …
Also liebe Clubbesitzer, mein Rat ist kostenlos. Wahrscheinlich
werdet ihr ihn ignorieren, weil „das nun mal so funktioniert“. Aber vielleicht,
wenn genügend Musiker ihnen das sagen, wird es letztendlich auch ankommen.
Dave Goldberg ist ein Profi Jazzmusiker
Besucht seine Homepage www.davegoldberg.com