Wednesday, August 17, 2011

Outsourcing für Indie Bands

Outsourcing ist bekanntlich die Auslagerung von Arbeit, und nachdem der moderne indie artist sein eigenes unternehmen sein muss um in der Branche zu überleben, sollte sie oder er auch die Möglichkeit des outsourcing in betracht ziehen.

Dass das nicht unbedingt teuer sein muss beweist eine Seite auf die ich in einem Blog gestoßen bin und die ich seither oft verwende.
Die Seite heißt fiverr.com und das beschreibt schon die ganze Philosophie der Seite.
Hier sind geschätzte 50000 Angebote, so genannte Gigs, die alle mit den Worten "For 5$  I will ..."  beginnen.

Für fünf Dollar kann man sich hier ein Video testimonial machen lassen, man kann facebook Fans und twitter follower kaufen, man kann sich Tipps zur eigenen Homepage holen, sogar einen Song mastern lassen, ein CD Cover, Logo oder Banner für seine Webseite bestellen, oder auch schräge Sachen wie Tarot Karten Lesungen, Traumdeutung oder sich für eine Woche eine Freundin auf facebook zulegen.

5 $ für ein Song mastering klingt jetzt natürlich toll, man darf aber auch nicht vergessen, dass 5 $ verdammt wenig Geld ist, noch dazu bekommt der Verkäufer selbst nur 4 $, den Rest behält fiverr. Qualitätsarbeit kann man sich also nicht erwarten sondern Automation, bots und Schnellverfahren. (Beim Mastering z.B. erwarte ich mir nicht viel außer dass es LAUT sein wird ... daher probiere ich das nicht) Auch die Arbeitsmoral der Anbieter ist doch recht verschieden.

Einige sehr nützliche Dinge sind aber doch dabei, deswegen möchte ich meine Erfahrungen hier breittreten.

Der erste Gig den ich bestellt habe waren Logo und Bannerdesign.  

Der erste Anbieter hat mir innerhalb weniger Stunden vier Logos zugeschickt. Sie waren ganz offensichtlich irgendwie autogeneriert - wie weiß ich nicht, dazu kenne ich mich zuwenig aus, aber es war eindeutig - sie waren nicht wie ich wollte in rot, weiß und schwarz gehalten sondern grün, gelb blau und orange.
Unbrauchbar also.
Die nächsten beiden Logo Designs waren besser, farblich abgestimmt und einer hat auch gleich noch einen Banner dazugeschickt.
Also Bandlogo waren sie nicht gut genug, aber um sie auf facebook oder twitter als nettes Gimmick oder als Fan-Art zu präsentieren allemal.

Der zweite Gig den ich bestellt hatte waren 1000 Besucher auf meiner Webseite in 14 Tagen.
Der Anbieter war aus Indien, und die Besucher kamen auch alle aus Indien, wie meine Analytic Software zeigte, es waren auch nur knapp über 300 aber immerhin.
Der Trick war einfach: Die Besucher wurden von einer hochfrequentierten Indischen Dating Seite oder Single Börse automatisch weitergeleitet. Sie kamen also mit dem Plan ein Profil einer sexy jungen Inderin zu sehen und fanden sich nach ca. einer Sekunde auf dem Profil dann auf meiner Seite wieder.
Böse böse. Ich sag mal 90% der Besucher waren an meiner Seite null interessiert - Rock Musik ist in Indien wohl nicht so populär - und waren auch gleich wieder weg. Die paar die dablieben sind dafür lang geblieben.
Für mich trotzdem ein gutes Experiment, weil die Seitenzugriffe einen sehr deutlichen und schnellen Niederschlag im Ranking der Google Suche hatten. 5 $ um in der Suchmaschine ein paar Plätze zu klettern erscheint mir eine gute Investition.
Der nächste Gig war ein Reinfall: ich wollte 200 Kommentare in relevanten Blogs mit meinem Link haben. Der Anbieter hat dafür eine (kostenpflichtige) Submit-Software benutzt, den Namen hab ich leider vergessen, aber ich weiß jetzt, dass ich das nicht brauche.
Die ersten Links, die ich bekam waren immerhin zum Teil noch musikrelevante Blogs, die meisten waren aber mindestens zwei Jahre alt, auf keinem gab es ein einziges Kommentar (auch nicht das mit meinem Link). Tote Seiten also und völlig sinnlos dort zu posten oder zu linken.
Nachdem ich mich beschwert hatte bekam ich vom Anbieter eine zweite Liste mit Links.
Die war noch übler: Foren, in denen es keine Posts und keine User gab außer einen, und das war der mit meinem Link im Profil, irgendwelche Seiten mit irgendwas, Pornoseiten.
Dieser gig wurde gecancelt und ich bekam mein Geld zurück.

Der nächste Gig läuft noch, ein simpler gig wo man nicht viel falsch machen kann, nämlich eine Bannerwerbung für meine band auf einer Tattoo-Blogseite. Für 5 $ eine gute Sache.

Der nächste Gig war wieder weniger toll, obwohl es gut geklungen hat. Ein amerikanischer User aus der Musikindustrie hat ein kurzreview eines Songs  an seine 2500 follower getwittert. Das review war leider schlecht, mehr als 10 Sekunden von dem Song hat er wohl nicht gehört, und es war auch nur ein einzelner Tweet mit dem hashtag #paid. Fazit: wenn tweets kaufen, dann lieber mehrere tweets über mehrere tage verteilt an weniger User, das bringt wahrscheinlich mehr.

Der nächste Gig war ein guter: Ein User hat meinen Link händisch, also ohne Automation auf allen seinen social sites und social bookmarking sites gepostet. Der war gut drauf, hat sich offenbar die Musik angehört und die Homepage angesehen, weil der Inhalt seiner Posts zwar kurz aber treffend war.

Die nächsten Gigs waren Song- und Alben Reviews. Da war alles dabei von belanglosem Gequatsche über die Songs bis zu Tipps, wie das recording oder Mixing verbessert werden könnte. Wer Feedback haben will, dem kann ich das nur empfehlen, möglichst verschiedene Leute aussuchen, spezielle Fragen stellen, dann bekommt man ganz brauchbares Feedback.
Natürlich sehr punktuell, und was die Leute für einen Hintergrund haben weiß man auch nicht, aber es sind wertvolle Hinweise wie Leute reagieren, die völlig unbedarft mit Eurer Musik konfrontiert werden. Je mehr man davon macht, desto mehr wird sich ein Trend abzeichnen.

Genauso kann man sich auch Reviews holen, die das Positive herausstreichen und die man veröffentlichen kann oder die der Anbieter selbst veröffentlicht. Gekaufte Rezensionen also, auch nicht schlecht, wenn man seinen "Presse"-Teil auf der Homepage auffetten will.

Was kommt als nächstes? Auf jeden Fall werde ich noch ein paar mehr social bookmarking Gigs kaufen, das bringt schon was und Digg, Stumble Upon & Co werden immer beliebter.
Wenn die Musikvideos fertig sind, dann kommen ein paar Gigs dran um viele Videoaufrufe und Kommentare auf youtube zu bekommen und ein paar Gigs um meine Videolinks in Facebook zu verbreiten.  
Noch empfehlenswert: Leute auf die eigene Homepage zu schicken und ihre Meinung zu erfragen. Manche haben sogar Webdesign Erfahrung und können tiefer gehende Tipps geben.
Oder wenn die Homepage ganz neu ist, einen Beta Tester, der in verschiedenen Browsern ausprobiert, ob alles läuft.
Wer sein Video nicht nur auf youtube sondern auf mehreren anderen Videosharing Seiten auch noch haben will, aber keine Zeit hat um hochzuladen oder keine Lust zu recherchieren, der bestellt sich einfach diese beiden Gigs. Ähnliches gibt es hier für mp3 Sharing Sites, auch praktisch.

Am liebsten stöbere ich ja in dem bereich fun and bizarr, mir sind auf die Art schon lustige Ideen gekommen oder ich habe gute sachen gesehen, die ich selbst sehr einfach machen kann.

 Wer übrigens "sites like fiverr" googelt findet inzwischen einen Haufen ähnlicher Seiten, manche sehr ähnlich, viele die auch höhere Preise zulassen (und damit vielleicht auch mehr Qualität).

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